Damit Sie die Ausgangslage für die Inklusionsvereinbarung analysieren können, müssen Sie zunächst gemeinsam mit allen Beteiligten einen einheitlichen Informationsstand festlegen. Der erste Schritt auf dem Weg zu einer effektiven Inklusionsvereinbarung ist deshalb die Durchführung einer gründlichen Ist-Analyse. Sie sollten also abfragen, wie sich die Ist-Situation in Ihrem Betrieb oder Ihrer Dienststelle gestaltet. Das ist nicht nur informativ für alle Beteiligten, sondern hilft auch die Schwerpunkte für die Inklusionsvereinbarung festzulegen und auf Ihren Betrieb oder Ihre Dienststellen anzupassen.
Warum ist eine Ist-Analyse wichtig?
Eine Ist-Analyse dient dazu, den aktuellen Stand der Inklusion in Ihrem Unternehmen oder Ihrer Dienststelle zu bewerten. Sie hilft dabei, bestehende Stärken und Schwächen zu identifizieren und liefert die Grundlage für die Entwicklung einer maßgeschneiderten Inklusionsvereinbarung. Ohne eine fundierte Ist-Analyse riskieren Sie, Maßnahmen anzustreben, die an den tatsächlichen Bedürfnissen und Herausforderungen vorbeigehen.
So führen Sie eine Ist-Analyse durch
Wenn Sie die folgenden 3 Punkte planvoll angehen, die Durchführung der Ist-Analyse ein Kinderspiel und trotzdem gut vorbereitet:
1. Vorbereitung und Planung
Bevor Sie mit der Ist-Analyse beginnen, ist es wichtig, klare Ziele zu definieren. Was möchten Sie herausfinden? Welche Bereiche sollen untersucht werden?
Typische Aspekte einer Ist-Analyse sind:
– Arbeitsplatzgestaltung und Barrierefreiheit: Wie barrierefrei sind die Arbeitsplätze und Gebäude?
– Arbeitsorganisation und Arbeitszeitmodelle: Welche flexiblen Arbeitszeitmodelle gibt es? Wie wird auf individuelle Bedürfnisse eingegangen?
– Qualifizierung und Weiterbildung: Welche Schulungs- und Weiterbildungsangebote gibt es für Menschen mit Behinderungen?
– Betriebliches Gesundheitsmanagement: Welche Maßnahmen zur Gesundheitsförderung gibt es speziell für Menschen mit Behinderungen?
2. Datenerhebung
Für eine umfassende Ist-Analyse benötigen Sie sowohl quantitative als auch qualitative Daten. Hier einige praktische Methoden zur Datenerhebung:
– Befragungen und Interviews: Führen Sie Gespräche mit betroffenen Mitarbeitern, Führungskräften und dem Betriebsrat. Nutzen Sie standardisierte Fragebögen, um ein breites Meinungsbild zu erhalten.
Tipp: Nehmen Sie hier Betriebs- oder Personalrat mit ins Boot, die Mitwirkungsrechte bei Fragenbögen haben.
– Begehungen und Arbeitsplatzanalysen: Untersuchen Sie die Arbeitsplätze und Gebäude auf Barrierefreiheit. Achten Sie auf physische Barrieren wie Treppen und fehlende Aufzüge sowie auf ergonomische Arbeitsplatzgestaltungen.
Tipp: Nutzen Sie hier das Wissen der Arbeitssicherheitsexperten in Ihrem Betrieb oder Ihrer Dienststelle. Sie werden Sie bei einer Begehung sicherlich gerne begleiten.
– Dokumentenanalyse: Prüfen Sie bestehende Dokumente, Richtlinien und Vereinbarungen. Welche Maßnahmen zur Inklusion sind bereits festgelegt und wie werden diese umgesetzt? Befragen Sie dazu den Betriebs- oder Personalrat und die Geschäftsführung bzw. Dienststellenleitung.
3. Auswertung der Daten
Nach der Datenerhebung folgt die Auswertung. Identifizieren Sie Muster und Trends in den gesammelten Daten. Erstellen Sie eine Stärken-Schwächen-Analyse, um zu sehen, wo Ihr Unternehmen bereits gut aufgestellt ist und wo Verbesserungsbedarf besteht.
5 Praktische Tipps für die Umsetzung der Ist-Analyse
1. Einbeziehung aller Beteiligten: Eine erfolgreiche Ist-Analyse basiert auf der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Informieren und involvieren Sie die betroffenen Kolleginnen und Kollegen frühzeitig im Prozess. Dies schafft Vertrauen und Akzeptanz für die späteren Maßnahmen.
2. Nutzung externer Expertise: In manchen Fällen kann es hilfreich sein, externe Experten hinzuzuziehen, etwa von Integrationsämtern oder spezialisierten Beratungsunternehmen. Diese können wertvolle Impulse geben und bei der Durchführung der Ist-Analyse unterstützen.
Tipp: Sprechen Sie das Hinzuziehen von Externen jedoch im Vorfeld mit den anderen Beteiligten ab, sonst gibt es nur unliebsame Diskussionen, nicht zuletzt wegen möglicher Kosten.
3. Kontinuierliche Kommunikation: Halten Sie alle Beteiligten über den Fortschritt der Ist-Analyse auf dem Laufenden. Transparenz fördert das Verständnis und die Unterstützung für das Projekt.
4. Priorisierung der Maßnahmen: Nicht alle identifizierten Schwächen können sofort behoben werden. Lassen Sie nei Befragungen die Maßnahmen nach Dringlichkeit und Machbarkeit priorisieren. Ein gut durchdachter Maßnahmenplan ist essenziell für eine erfolgreiche Umsetzung.
5. Schaffung eines Feedback-Mechanismus: Implementieren Sie einen Mechanismus, über den Mitarbeiter kontinuierlich Feedback geben können. Denn auch neue Herausforderungen sollen möglichst in die Analyse einlaufen.
Stand (30.07.2024)

